Royal Inscriptions of the Kassites and Kudurrus (RIKK)
Blick auf die einst gewaltige Zikkurat in Dur-Kurigalzu, dem heutigen Aqar Quf (Januar 2019).
Aus der kassitischen Dynastie Babylons (ca. 1595-1155 v. Chr.) sind derzeit ca. 250 akkadische und sumerische Königsinschriften bekannt. J.A. Brinkman hat in seinem A Catalogue of Cuneiform Sources Pertaining to Specific Monarchs of the Kassite Dynasty (Materials and Studies for Kassite History 1) alle ihm bis 1976 zur Verfügung stehenden kassitischen Königsinschriften systematisch katalogisiert, jedoch ist diese wichtige Gruppe mittelbabylonischer Texte noch nicht in einem Band ediert und übersetzt worden. Ein solches Unterfangen war in den 1980er und 90er Jahren im Rahmen der inzwischen eingestellten, an der University of Toronto angesiedelten Reihe Royal Inscriptions of Mesopotamia (RIM) geplant gewesen. Die RIM-Reihe wurde jedoch eingestellt, lange bevor ihre ehrgeizige Teilreihe Babylonian Periods (RIMB) abgeschlossen werden konnte. Auch für die mehr als 127 Inschriften auf sogenannten Kudurrus („Grenzsteinen“) aus der Kassitenzeit und der früh-neubabylonischen Zeit (1154–648 v. Chr.) liegt bislang noch keine moderne englischsprachige Gesamtedition vor. Der 1912 erschienene Band Babylonian boundary-stones and memorial tablets in the British Museum von L.W. King, in dem englische Übersetzungen der im British Museum (London) aufbewahrten Kudurrus veröffentlicht wurden, ist längst veraltet. Zwar hat Susanne Paulus in ihrem 2014 erschienenen Werk Die babylonischen Kudurru-Inschriften von der kassitischen bis zur frühneubabylonischen Zeit. Untersucht unter besonderer Berücksichtigung gesellschafts- und rechtshistorischer Fragestellungen (Alter Orient und Altes Testament 51) alle bekannten Kudurru-Inschriften herausgegeben, jedoch müssen jene neu ins Englische übersetzt und in einem vollständig kommentierten (linguistisch getaggten), frei zugänglichen digitalen Format zugänglich gemacht werden. Da es einen wachsenden Bedarf gibt, diese beiden wichtigen Gruppen von Texten sowohl in gedruckter Form als auch online besser zugänglich zu machen, ist die Zeit reif für eine dreibändige Darstellung der königlichen Inschriften der Kassiten und Kudurrus (RIKK) nach allen Regeln der Kunst.
Das neue Publikationsprojekt zielt darauf ab, Editionen mit englischen Übersetzungen des gesamten Korpus der akkadischen und sumerischen Inschriften der Kassitenzeit und der akkadischsprachigen Kudurrus, die im selben Zeitraum und später verfasst wurden, bereitzustellen. Nach dem Vorbild der Royal Inscriptions of the Neo-Assyrian Period (RINAP), der Royal Inscriptions of the Neo-Babylonian Empire (RINBE) und der Royal Inscriptions of Assyria (RIA) besteht die geplante Reihe aus drei Bänden, die Folgendes umfassen werden:
- umfassende Einführungen, die Informationen über den historischen und geographischen Kontext der Texte, Diskussionen über die materiellen Träger der Inschriften und einen Überblick über die bisherige Forschung enthalten;
- Abbildungen in Form von Fotografien (vor allem von Inschriften) und Zeichnungen (z. B. kommentierte Lagepläne und Karten); und
- vollständige Verzeichnisse der Namen von Personen, Orten, Gottheiten und Tempeln.
In Anlehnung an die Editionsprinzipien der Reihen RINAP, RINBE und RIA wird in den Bänden der Reihe RIKK jeder Text einzeln und vollständig ediert. Dies ist besonders wichtig für die königlichen Inschriften, da dieses Textkorpus noch nie systematisch und geschlossen bearbeitet wurde.
Fünf Kudurrus ("Grenzsteine").
Die Anordnung der Texte für jeden babylonischen Herrscher wird nach dem Modell von RINAP, RINBE und RIA vorgenommen, wonach jedes Einzelkorpus nach Provenienz und Material (z.B. Ton, Stein, Metall) gruppiert wird; wann immer möglich, werden die Texte chronologisch (vom frühesten zum spätesten) angeordnet. Jeder Text wird von einer Einleitung, einem Textzeugenkatalog, einem Kommentar und einer umfangreichen Bibliographie begleitet. Die Transliterationen und englischen Übersetzungen entsprechen den hohen Standards, die von der RIM Reihe und ihren Nachfolgepublikationen festgelegt wurden. Insbesondere werden die Autoren der Bücher dafür sorgen, dass die Übersetzungen der redaktionellen Praxis der genannten Projekte entsprechen. Die Ausgaben werden auch ausführliche Anmerkungen zur Lesung bestimmter Keilschriftzeichen und zur Interpretation schwer verständlicher Passagen sowie zahlreiche Fotografien von babylonischen Originalobjekten enthalten.
Die Print- und Online-Pläne des Projekts nahmen im Juni 2022 formale Gestalt an, als RIKK-Gründerin und -Leiterin Karen Radner (Lehrstuhl für Alte Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens an der LMU München) in Absprache mit Grant Frame (University of Pennsylvania) den Redaktionsbeirat des Projekts, sein Beraterteam und die Autoren der Bücher festlegte. RIKK ist Teil der Munich Open-access Cuneiform Corpus Initiative (MOCCI) und ein direkter Nachfolger des an der University of Toronto angesiedelten Royal Inscriptions of Mesopotamia (RIM)-Projekts (1980-2008), das auf der Expertise des Royal Inscriptions of the Neo-Assyrian Period (RINAP)-Projekts (2008-23) und des Royal Inscriptions of the Neo-Babylonian Empire (RINBE)-Projekts (2018-) basiert.
Von Februar 2023 bis Januar 2030 wird RIKK eine vollständige und maßgebliche moderne Präsentation des gesamten Korpus der königlichen Inschriften und Kudurrus der Kassiten und Kudurrus zusammenstellen, sowohl in drei gedruckten Bänden als auch in einem vollständig kommentierten (linguistisch getaggten), frei zugänglichen digitalen Format. Darüber hinaus werden die Kerndaten mit umfangreicher Kontextualisierung und Metadaten sowie Links zu externen Ressourcen kostenlos online zur Verfügung gestellt. Die frei zugänglichen Online-Angebote – die über die Plattform Open Richly Annotated Cuneiform Corpus (Oracc) zugänglich sein werden – umfassen:
- einen Katalog, der nach Museumsnummern, Ausgrabungsnummern, Primärpublikationen usw. durchsuchbar ist;
- durchsuchbare Texteditionen mit englischen Übersetzungen;
- exportierbare JavaScript Object Notation und TEI-Versionen des Korpus,
- akkadische und sumerische Glossare und ein Namensverzeichnis;
- eine Suchfunktion, um Texte nach Transliteration, Wörtern, Namen sowie nach englischen Übersetzungen zu durchsuchen;
- ein Glossar, das eine geführte Suche und eine Konkordanz aller Instanzen jedes Wortes bietet; und
- Einleitende Seiten mit historischem Hintergrund und anderen Informationen.
Als Teil von MOCCI werden die Inhalte von RIKK vollständig in Oracc, die Cuneiform Digital Library Initiative (CDLI) und die Ancient Records of Middle Eastern Polities (ARMEP) Kartenschnittstelle, ein von der LMU München entwickeltes, webbasiertes Forschungswerkzeug, integriert. Das Online-Material wird von Alexa Bartelmus und Jamie Novotny verwaltet. Die Print-Publikationen werden von Eisenbrauns, einem Imprint der Penn State University Press, herausgegeben und erscheinen im gleichen Format wie die RINAP-, RINBE- und RIA-Publikationen. Dank einer Golden-Standard-Open-Access-Vereinbarung mit dem Verlag werden die PDFs direkt nach der Druckveröffentlichung ohne Sperrfrist zum kostenlosen Download zur Verfügung stehen.
Geplante Publikationen
Neben der Einbindung in die frei zugängliche, Oracc-basierte Website Royal Inscriptions of Babylonia online (RIBo) der MOCCI wird das RIKK-Projekt drei Bücher und frei zugängliche PDF-Versionen dieser Referenzbände herausgeben und damit Wissenschaftlern, Studenten, Museumsmitarbeitern und der breiten Öffentlichkeit zuverlässige Editionen dieser wichtigen Textgruppe zur Verfügung stellen. Die geplanten Publikationen sind:
- Grant Frame und Alexa Bartelmus, The Royal Inscriptions of Kassite Babylonia (1595–1155 BC) (geplant für 2026).
- Alexa Bartelmus, Kudurru Inscriptions, Part 1 (geplant für 2028).
- Alexa Bartelmus, Kudurru Inscriptions, Part 2 (voraussichtlich 2030).
RIKK Editorial Board
- Karen Radner (Ludwig-Maximilians-Universität München; Leitung)
- Grant Frame (Universität von Pennsylvania)
- Jamie Novotny (Ludwig-Maximilians-Universität München; Chefredakteur)
- Anmar Abdulillah Fadhil (Universität von Bagdad)
- Barbara Helwing (Vorderasiatisches Museum)
- Jon Taylor (Britisches Museum)
- Ariane Thomas (Louvre-Museum)
RIKK-Redaktion und -autoren. Von links nach rechts: Novotny, Radner, Fadhil, Bartelmus und Frame (August 2022).
RIKK Consultants
- A. Kirk Grayson (emeritierter Professor an der Universität Toronto)
- Niek Veldhuis (UC Berkeley)
- Steve Tinney (Universität von Pennsylvania)
RIKK-Autoren
- Alexa Bartelmus (Ludwig-Maximilians-Universität München)
- Grant Frame (emeritierter Professor an der Universität von Pennsylvania)
Finanzierung
Das RIKK Projekt wird gefördert von:
- der Deutschen Forschungsgemeinschaft (durch die Verleihung des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises an Karen Radner im Jahr 2022); und
- der Ludwig-Maximilians-Universität München.