Alte Geschichte
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Flussgötter auf kaiserzeitlichen Münzen Kleinasiens - ein Typenkatalog (A. Werner)

Dissertationsprojekt von Alexandra Werner

Betreuer: Prof. Dr. Kay Ehling

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Bageis, pseudo-autonome Mittelbronze, 3. Jh. n. Chr., Gewicht 3,25 g. Vs.: ΔΗΜΟC; Kopf des Demos mit Lorbeerkranz nach rechts. Rs.: ΕΠΙ ΓΑΙΟΥ ΑΡΧ · Α ΒΑΓΗΝ (ΗΝ in Lig.) ΩΝ; jugendlicher, bekränzter Hermos mit Hüftmantel nach links lagernd, in der rechten Hand Schilfrohr über die Schulter haltend, den linken Arm auf umgestürztes Quellgefäß gelehnt, im Abschnitt ΕΡΜΟC. Lit.: BMC Lydia, London 1901 (ND Bologna 1964), S. 32 Nr. 8; D. Kurth, Greek and Roman Provincial Coins Lydia Bd. 2 The Bronze Coinage of Lydia. Acrasus ‒ Klanudda, Istanbul 2020, Nr. 27 (stempelgleich). ‒ Der Hermos erscheint auf Münzen der äolischen Städte Kyme und Temnos, der ionischen Stadt Smyrna sowie der lydischen Städte Magnesia, Saittai, Sardeis, Silandos, Tabala und Bageis.

Flüsse waren für die gesamte antike Welt von großer Bedeutung. Bekannt ist die Rolle des Nils für Ägypten, doch auch Mesopotamien wurde nicht grundlos nach seinen Flüssen, Euphrat und Tigris, benannt.

Flüsse ermöglichten das Entstehen großer Siedlungen. Ihr Wasser war grundlegend für den Ackerbau und ihre Strömung ermöglichte den Transport von Handelsgütern und militärische Aktionen. In der antiken Glaubenswelt ersuchte die Bevölkerung Flüsse um die Heilung von Krankheit, erbat von ihnen Fruchtbarkeit und sprach den Göttern der Flüsse sogar ein aktives Eingreifen bei kriegerischen Auseinandersetzungen zu.

Auch die Flüsse Kleinasiens beeinflussten das tägliche Leben. Dadurch ist es nicht verwunderlich, dass sie kultische Verehrung erhielten. Die Flussgötter waren verantwortlich für die segensreichen Wirkungen des Flusses, sollten aber auch seine Schattenseiten, wie Zerstörungen durch Überflutungen, im Zaum halten.

Um sie der Stadt gewogen zu stimmen, wurden ihnen Schreine und Tempel errichtet, darüber hinaus lässt sich ihr Abbild auf Münzen wiederfinden - ein Beleg für das Ansehen, das diese Flussgötter zu ihrer Zeit genossen. Hier werden die Flüsse zumeist als ein auf einer Wasserurne ruhender, oft bärtiger, Mann dargestellt, doch lassen sich auch andere Abbildungen wie die des Flusses Orontes als kraulender, junger Mann oder Flüsse in Stiergestalt wiederfinden.

 

Diese Arbeit setzt sich die Erstellung eines Typenkatalogs der Flussgottmotive auf Münzen zum Ziel. Dieser Typenkatalog, nach Städten und Regionen geordnet, soll das Vorkommen der einzelnen Flussgottmotive mit Angaben zu Provenienz, Häufigkeit und Zeit der Prägung betrachten. In diesem Rahmen werden die verschiedenen Kombinationen von Avers- und Reversabbildungen und Legenden, sowie die unterschiedliche Ikonographie der Flussgottdarstellungen untersucht werden.

Die Beschäftigung mit Flussgottdarstellungen auf Münzen ermöglicht uns einen Einblick in die lokalen Glaubenswelten der antiken Bevölkerung. Ihre Darstellung belegt nicht nur die Wertschätzung des Flusses, sondern lässt uns durch die Art der Darstellung – z.B. durch Attribute, wie Ruder oder Getreideähren – erkennen, welche Rolle der Fluss für das tägliche Leben der Städte gespielt hat.

Dadurch soll diese Arbeit nicht nur eine Zusammenstellung der Münzen mit Flussgott-Darstellungen liefern, sondern auch einen Blick auf die Bedeutung der Flüsse und somit des Wassers in der antiken Welt ermöglichen. Damit trägt sie zum Verständnis der Bedeutung des Wassers im Laufe der Geschichte bei und ermöglicht uns, über die Rolle des Wassers auch für unsere moderne Gesellschaft zu reflektieren.

Kontakt

Alexandra.Werner@campus.lmu.de