Alte Geschichte
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Zur Herrschaft erzogen – Erziehung und Sozialisation der römischen Kaiser des ersten bis fünften Jahrhunderts (C. Huber)

Betreuer: Prof. Dr. Jens-Uwe Krause

Eines der zentralen Probleme, mit denen sich Augustus nach Beginn seiner Alleinherrschaft 31 v. Chr. konfrontiert sah, war der erfolgreiche Aufbau eines oder mehrerer Nachfolger. Vor allem seine beiden Enkel Gaius und Lucius galt es, von Kindheit an auf eine Nachfolge in der Alleinherrschaft vorzubereiten, um die Machtposition über den eigenen Tod hinaus zu erhalten. Die Zielsetzung dieser Erziehung seiner Erben war allerdings eine andere, als jene der Ausbildung junger Senatoren der späten Republik. Für die kaiserlichen Kronprinzen war nicht mehr ein Funktionieren innerhalb, sondern oberhalb der senatorischen Elite Primat des eigenen Lehrplans.

Während die jene Ausbildung der Senatorensöhne – insbesondere der Späten Republik – wiederholt Thema aufwändiger Abhandlungen war, wurde eine kaiserliche Erziehung bisher nur in Einzelfällen behandelt. Bis heute fehlt es an einer umfassenden Untersuchung dieser Thematik, in der durch weiten zeitlichen Rahmen Unterschiede und Gemeinsamkeiten bzw. Wandel und Konstanten in der Erziehung der Kronprinzen greifbar werden. Dieses Desiderat soll durch das Dissertationsprojekt in einigen Punkten angegangen werden.

Vor diesem Hintergrund sind vor allem zwei Bereiche zu behandeln: erstens die Ursprünge bzw. Vorbilder einer derartigen kaiserlichen Ausbildung und zweitens die Entwicklung derselben im Verlauf der römischen Kaiserzeit.
Folglich bleibt einerseits zu klären, ob der Aufbau und die Ausbildung der frühen Kronprinzen in der kaiserlichen Nachfolge an bestehende Systeme anknüpfen. Möglich wäre eine Weiterentwicklung der Erziehung der Söhne führender spätrepublikanischer Senatoren oder aber ein Rückgriff auf vorausgehende Beispiele monarchischer Ausbildung, wie die der hellenistischen Prinzen.

Andererseits ist zu prüfen, inwieweit diese Vorbereitung der Kronprinzen bzw. deren Darstellung in den literarischen Quellen mit der zunehmenden Institutionalisierung des Prinzipats und dessen vollständiger Loslösung vom ordo senatorius ebenfalls Veränderungen erfährt. Möglicherweise lässt sich im Zuge dieser Verselbstständigung ein eigener „kaiserlicher“ Lehrplan feststellen, der der Sonderstellung des Princeps entspricht.

Mit dieser Zielsetzung gilt es, die Beschreibungen der Erziehung der römischen Kaiser des ersten bis fünften Jahrhunderts n. Chr. in der zeitgenössischen Literatur aufzuarbeiten. Beleuchtet werden neben den konkret unterrichteten Bereichen, wie der philosophisch-literarischen Bildung und Unterweisung in Politik und Heeresführung, auch jene der allgemeinen Sozialisation der jungen Prinzen. Beispiele wären die Einführung der Kronprinzen vor Volk und Senat und in späterer Zeit insbesondere vor dem Heer sowie die damit verbundene direkte und indirekte Vermittlung des herrscherlichen Habitus. In diesem Zusammenhang wird in einem begrenzten Rahmen auch die kaiserzeitliche Erziehung der Senatoren berücksichtigt. So lassen sich eventuell auch hier Parallelen bzw., mit dem zunehmenden Verlust senatorischer Macht, zusätzliche Unterschiede zur Ausbildung der Kronprinzen feststellen, die die These einer speziell kaiserlichen Erziehung stützen.

Kontakt

Christian.Huber1@campus.lmu.de