Alte Geschichte
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Erinnerung an Augustus – Zur Rezeption des ersten Princeps und seiner Herrschaft in der römischen Antike (Marco Besl)

Betreuer: Prof. Dr. Martin Zimmermann

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Mit freundlicher Genehmigung der Staatlichen Münzsammlung München
Foto: Sergio Castelli

Revers eines tiberischen Sesterzes (RIC I² Tib. 56)
Dieser Bildtyp, der in den Jahren 34-37 n. Chr. ausgebracht wurde, zeigt den vergöttlichten Augustus auf einer Elefantenquadriga sitzend. Gegenüber den die ganze Regierungszeit des Tiberius umfassenden Divus-Augustus-Pater-Prägungen ist diese Prägung exzeptionell. Nicht nur unter dem unmittelbaren Nachfolger Tiberius oder der julisch-claudischen Dynastie wurden Prägungen für divus Augustus ausgebracht oder augusteische Münzbilder in die eigene Prägung aufgenommen. Eine systematische Analyse dieser Münztypen im Kontext der gesamten Münzprägung der jeweiligen Kaiser gibt Aufschluss über deren Anknüpfung an den ersten Princeps. Die in der Geschichtsschreibung berichteten Nachfolgebezüge, die auch als mögliches Resultat der literarischen Konstruktion einer Figur des Augustus durch den jeweiligen Autor analysiert werden, können als Vergleichspunkt dienen.

Die Bezugnahmen auf den Princeps Augustus waren für die römische Kaiserzeit, wie oftmals in der Forschung angemerkt, zentral. Bislang wurden diese allerdings nie systematisch erfasst und ausgewertet. Ziel dieses Projektes ist es, die verschiedenartigen Bezugnahmen auf Augustus in der römischen Antike komparativ zu untersuchen und dabei deren Funktion und Relevanz in der ‚Erinnerung‘ der Antike aufzuzeigen. Antike Herrscher, Geschichtsschreiber und Autoren verwiesen auf den Princeps Augustus, um primär (politische) Strukturen der eigenen Zeit zu rechtfertigen oder zu hinterfragen. Somit ist dieses Projekt eher eine Studie über die römische Kaiserzeit als solche, denn über Augustus im speziellen.

Für die Erinnerung an Augustus war das Interesse der Rezipienten maßgeblich. Der Wandel in der Rezeption der Figur des Augustus beruht allerdings bis in die christliche Rezeption der Spätantike auf einer erstaunlichen Kontinuität der Motivik, die vor allem durch die augusteische Repräsentation selbst geschaffen wurde. Somit müssen auch motivgeschichtliche Analysen einbezogen werden.

Bei der ‚Rezeption des Augustus‘ sind literarische Konstruktionen von Augustusbildern und Rückbezüge der römischen Kaiser auf Augustus voneinander zu unterscheiden. Durch solche Rückbezüge, wie sie vor allem in der kaiserlichen Prägung greifbar sind, legitimierten die Kaiser ihre eigene Herrschaft. Demgegenüber erwähnen antike Autoren regelmäßig, bestimmte Kaiser hätten sich auf Augustus und seine Herrschaft berufen. Solche Behauptungen sind im Kontext der Augustusbilder der Autoren und ihrer Argumentationsabsicht zu analysieren. Durch diese Studie soll herausgearbeitet werden, welche Funktion(en) die Erinnerung an Augustus für die römische Kaiserzeit hatte.

 

Marco Besl

2014-2020 Studium der Geschichte (MA), Philosophie (BA) und Katholischen Theologie (Mag. theol.) in München, Regensburg und Durham, UK.

Seit 2020 Doktorand am Historischen Seminar der LMU mit einem Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes

Siehe auch http://lmu-munich.academia.edu/MarcoBesl
 
Studienjahr 2020/21: Tutorium Alte Geschichte

Kontakt

marco.besl@campus.lmu.de