Projekte
Meine gegenwärtige Forschung widmet sich der systematischen Analyse von Macht- und Herrschaftsstrukturen in antiken Gesellschaften, wobei ich sowohl historische als auch methodische Innovationen verfolge. Die Projekte sind durch drei zentrale Fragen verbunden: Wie entstehen und vergehen komplexe Herrschaftssysteme? Welche Rolle spielen Eliten bei gesellschaftlichem Wandel? Und was können uns antike Ökonomien über die Entstehung und Perpetuierung von Ungleichheit lehren?
Die Geschichte der römischen Reichselite
Ich habe vor kurzem eine Geschichte der Führungsschichte des Römischen Reichs abgeschlossen (From Empire to Universal State: Emperors, Senators and Local Élites in Early Imperial and Late-Antique Rome, University of Michigan Press, 2026). Dieses Buch untersucht die Rolle der Senatoren im Herrschaftsgefüge des Imperium Romanum und arbeitet die Unterschiede heraus, die die römische Amtselite von den Erbaristokratien anderer vormoderner Gesellschaften unterscheiden. Mein besonderes Interesse gilt der Frage, wie die Entstehung eines starken Steuerstaates in der Spätantike die Machtverteilung im Imperium Romanum grundlegend veränderte.
Geschlechterungleichheit und wirtschaftliche Entwicklung
Mit Emily Mackil (Berkeley) verfolge ich ein Projekt zu Geschlechterbeziehungen und Wirtschaft in antiken Hochkulturen. Wir möchten besser verstehen, ob und wie in den Gesellschaften des antiken Roms und Griechenlands ökonomische Entwicklung und das Wohlergehen von Frauen zusammenhingen.
Die Quantifizierung von Ungleichheit in antiken Gesellschaften
Mit Myles Lavan (St. Andrews) und Bart Danon (Groningen) wage ich ein methodisches Experiment: Wir entwickeln Computersimulationen, um die Vermögensverteilung im Römischen Reich zu modellieren. Welchen Einfluss hatten Faktoren wie Euergetismus (private Wohltätigkeit), unterschiedliche Erbsysteme oder demographische Krisen? Unser Ziel ist es zu verstehen, wie sich antike Eigentumssysteme grundlegend von der kapitalistischen Moderne unterschieden – und was das für heutige Ungleichheitsdiskussionen bedeutet.
Recht, Schuld und Eliten in vergleichender Perspektive
Schließlich mache ich in verschiedenen Buchprojekten zeitgenössische sozialwissenschaftliche Theorien nutzbar, um Gemeinsamkeiten und Unterscheide der globalisierten Welt von heute mit den weltspannenden Imperien der Antike herauszuarbeiten.
Zusammen mit Lisa Eberle (Tübingen), Nicole Giannella (Cornell) und Damián Fernández (NIU) untersuchen wir, inwiefern Recht Ungleichheit im antiken Mittelmeerraum und Nahen Osten prägte.
Aufbauend auf David Graebers revolutionärer Anthropologie der Schuld habe ich einen Sammelband herausgegeben, der Kreditsysteme von Mesopotamien bis Byzanz analysiert: Debt in the Ancient Mediterranean and Near East: Credit, Money and Social Obligation (Oxford University Press, 2022).
Gemeinsam mit Myles Lavan und Richard Payne (Chicago) entstand zudem Cosmopolitanism and Empire: Universal Rulers, Local Élites and Cultural Integration in the Ancient Mediterranean and Near East (Oxford University Press, 2016) – eine Studie darüber, wie antike Großreiche lokale Eliten integrierten und diese umgekehrt zur Herrschaftssicherung imperialer Systeme beitrugen.