Alte Geschichte
print

Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Dynasten und Könige zwischen Vasallenherrschaft und Rebellion: Die Herrschaftspraxis der Seleukiden an den Rändern ihres Reiches (J. Wünsch)

Betreuer: Prof. Dr. Kay Ehling

Tag der Promotion (summa cum laude) war der 19. Juli 2021.

fratarakaAus den Konflikten, die nach dem Tode Alexanders des Großen unter dessen Heerführern entbrannt waren, ging das Seleukidenreich als größter der neu entstandenen Diadochenstaaten hervor – in der Zeit seiner größten Ausdehnung erstreckte es sich vom Hellespont über Kleinasien, Syrien, Mesopotamien, Medien, die Persis, Parthien und Baktrien bis an die Grenze Indiens. Während die Seleukiden im Kernland ihres Staates (d.h. in Syrien, Mesopotamien und der Elymais) lange Zeit eine direkte Herrschaft aufrecht erhalten konnten, duldeten sie an den Rändern des Reiches die Herrschaftsausübung durch eine stetig wachsende Anzahl von semiautonomen lokalen Machthabern. Diese Entwicklung begann im Jahre 281 v. Chr. mit der Anerkennung des Philetairos von Pergamon und erreichte ihren Höhepunkt während der Regentschaft des Antiochos III. (222–187 v. Chr.), der in Armenien, Parthien, Baktrien und in zahlreichen weiteren Gebieten regionale Dynasten in ihren Ämtern bestätigte.

Wünsch CoverMit dem Dissertationsvorhaben wurde eine umfassende Studie zu den lokalen Machthabern im Seleukidenreich vorgelegt. Dabei wird einleitend die Herausbildung von regionaler Autonomie im Achämenidenreich erläutert, wodurch die Vorläufer späterer Entwicklungen im seleukidischen Staat aufgezeigt werden sollen. Im Hauptteil der Dissertation werden sowohl die historische und kulturelle Entwicklung der einzelnen Lokaldynastien im Seleukidenreich, als auch deren Beziehungen zu ihren seleukidischen Oberherren behandelt. Die Untersuchung beginnt mit den Dynasten in Kleinasien (Pergamon, Bithynien, Pontos, Kappadokien, Armenien u.a.) und erstreckt sich von den Machthabern der Levante (Judäa, Ituräa u.a.) zu den lokalen Herrschern in den östlichen Provinzen (Persis, Parthien, Baktrien u.a.). Hierbei wird insbesondere die Frage geklärt, ob der Anerkennung von Vasallenherrschaften durch die Seleukidenkönige eine gezielte Herrschaftskonzeption zugrunde liegt, oder ob jene die Präsenz der Dynasten vielmehr im Sinne einer unliebsamen Notlösung anerkannten. In einem Epilog wird schließlich der Fortgang der Entwicklungen, die während der seleukidischen Oberherrschaft erfolgt sind, am Beispiel der lokalen Machthaber in den nahöstlichen Provinzen des Römischen Reiches sowie im Arsakidenreich skizziert.

Gefördert durch ein Stipendium der Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf.

Kontakt

Dr. Julian Wünsch